Stefanie Klooß

Haferbrei mit Wildkornmüsli: Verkohlte Pflanzenfunde aus einer eisenzeitlichen Geestrandsiedlung in Agathenburg, Landkreis Stade

Published: Dezember 31, 2013 | DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2012.A9

Stefanie Klooß
Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität, D-24118 Kiel

Abstract

Anhand der Untersuchung verkohlter Pflanzenreste aus einer Siedlung der vorrömischen Eisenzeit im östlichen Elbe-Weser-Dreieck werden Aussagen zum Kulturpflanzenanbau und zur Wildpflanzennutzung abgeleitet. Hauptsächlich wurden Gerste (Hordeum vulgare) und Saathafer (Avena sativa) angebaut, geringere Bedeutung kommt Emmer (Triticum dicoccum), Saatweizen (Triticum aestivum s.l./durum/turgidum) und Rispenhirse (Panicum miliaceum) zu. Es fällt auf, dass die Nacktgerste noch einen verhältnismäßig großen Anteil gegenüber der bespelzten Form der Gerste einnimmt. Der Nachweis des Saathaferanbaus für die vorrömische Eisenzeit gehört zu den frühesten in der Norddeutschen Tiefebene. Der Anbau von Lein (Linum usitatissimum) und Leindotter (Camelina sativa) ist ebenfalls belegt. Bei den wenigen Roggenfunden (Secale cereale) handelt es sich wahrscheinlich noch um ein Unkraut. Die Ackerböden wiesen während der vorrömischen Eisenzeit eine gute Nährstoffversorgung auf, aber auch
Versauerungsanzeiger kommen schon vor. Wahrscheinlich wurden Gerste, Emmer und Saatweizen, genauso wie Hafer und Hirse, als Sommergetreide angebaut. Ob eine bodennahe oder bodenferne Erntemethode angewendet wurde, ist nicht eindeutig zu klären. Die verkohlten Diasporen der Wildpflanzen nehmen insgesamt zwei Drittel der Pflanzenfunde ein. Diese hohe Anzahl spricht für die Anreicherung von Unkräutern in Abfällen von der Getreidereinigung oder für eine Nutzung der Früchte der Wildkräuter für die menschliche Ernährung. Für die Arten Ackerspörgel (Spergula arvensis), Hühnerhirse (Echinochloa crus galli), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) und Knötericharten (Polygonum lapathifolium/persicaria) ist während der vorrömischen Eisenzeit ein Gebrauch als Nahrungspflanze sehr wahrscheinlich.

Zitationsvorschlag
Klooß 2013: S. Klooß, Haferbrei mit Wildkornmüsli: Verkohlte Pflanzenfunde aus einer eisenzeitlichen Geestrandsiedlung in Agathenburg, Landkreis Stade. Offa 69, 2013, 81–93. DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2012.A9.

Send mail to Author


Send Cancel
Diese Webseite verwendet Cookies.
Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen
Sie der Verwendung von Cookies zu.