Hans-Peter Stika, Andreas G. Heiss

Archäobotanische Untersuchungen am bronzezeitlichen Tell von Százhalombatta-Földvár an der Donau in Ungarn

Published: Dezember 31, 2013 | DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2012.A30

Hans-Peter Stika
Institut für Botanik (210), Universität Hohenheim, Garbenstrasse 30, D-70593 Stuttgart
Andreas G. Heiss
Institut für Botanik, Universität für Bodenkultur Wien, Gregor-Mendel-Straße 33, A-1180 Wien

Abstract

Im mittelbronzezeitlichen Tell von Százhalombatta- Földvár stellten Einkorn (Triticum monococcum) und Spelzgerste (Hordeum vulgare) die Hauptgetreide dar mit den subdominanten Getreiden „neuem Spelzweizentyp“ (wohl Triticum timopheevi) und Emmer (Triticum dicoccum). Zudem treten Dinkel (Triticum spelta), Rispenhirse (Panicum miliaceum) und Nacktweizen (Triticum aestivum/durum/turgidum) als Beigetreide auf. Ob die Getreidearten Nacktgerste (Hordeum vulgare var. Nudum), Roggen (Secale cereale) und Hafer (Avena sp.) vor Ort eigenständig angebaut wurden, darf bezweifelt werden. Die Ergebnisse von Százhalombatta Földvár folgen damit dem bislang für Ungarn ermittelten Trend: Dominanz des Anbaus von Einkorn während der Mittelbronzezeit. Die Bedeutung des „neuen Spelzweizentyps“ im Pannonischen Becken kann derzeit nicht eingeschätzt werden, in Százhalombatta- Földvár steht er nach Spelzgerste an dritter Stelle. An Ölsaaten sind Leindotter (Camelina sativa), Saflor/Öldistel (Carthamus tinctorius), Lein (Linum usitatissimum) und Mohn (Papaver somniferum) nachgewiesen. Der älteste Nachweis für Saflor/Öldistel in Ungarn ist besonders hervorzuheben. Bei den Hülsenfrüchten sind Linse (Lens culinaris) und Erbse (Pisum sativum) dominant, bei Subdominanz von Linsenwicke (Vicia ervilia) und Ackerbohne (Vicia faba). Die häufigsten Nachweise von Sammelfrüchten gehören zu Kornelkirsche/Dirndl (Cornus mas). Die Wildpflanzennachweise (mindestens 113 verschiedene Arten) stammen überwiegend von anthropogenen Standorten wie Äckern, dem Siedlungsbereich selbst und weiteren ruderalen Standorten. Gute Bodenbedingungen der Äcker und die steppenartige Wildvegetation sowie Standorte der Donauniederung werden durch die ermittelten Arten angezeigt. Die Magerung des Hüttenlehms wurde nicht durch Entspelzungsabfälle der Spelzweizenarten, sondern durch systematische Verwendung von Wildgräsern vorgenommen. Der einzige Nachweis von Weinrebe (Vitis vinifera/sylvestris) erfolgte durch die Bestimmung eines Abdruckes eines Weinkernes im Hüttenlehm.

Zitationsvorschlag
Stika/Heiss 2013: H.-P. Stika/A. G. Heiss, Archäobotanische Untersuchungen am bronzezeitlichen Tell von Százhalombatta-Földvár an der Donau in Ungarn. Offa 69, 2013, 411–427. DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2012.A30.

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