Frank Falkenstein

Kulturwandel und Klima im 13./12. Jahrhundert v. Chr. – Das Beispiel Kastanas in Nordgriechenland

Published: Dezember 31, 2013 | DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2012.A37

Frank Falkenstein
Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, Institut für Altertumswissenschaften, Universität Würzburg Residenzplatz 2, Tor A, D-97070 Würzburg

Abstract

In den Jahrzehnten um 1200 v. Chr. fand im östlichen Mittelmeerraum ein Systemkollaps der spätbronzezeitlichen Palastgesellschaften statt. Begleiterscheinungen der vielschichtigen Krise waren kriegerische Konflikte, der Niedergang der Palastgesellschaften und des Fernhandels sowie Migrationen. Seit den 1960er Jahren favorisieren manche Autoren klimatische Faktoren, insbesondere Dürren, als Auslöser für den Niedergang der mykenischen Palastgesellschaft. Jüngeren paläoklimatologischen Studien zufolge lassen sich zwei verschiedene Klimaphänomene für das späte 13. und 12. Jh. v. Chr. fassen. Dies ist zum einen eine langzeitige graduelle Abkühlung der nördlichen Hemisphäre nach einer besonders warmen Klimaphase, zum anderen ein einschneidendes Klimaereignis, dessen Gipfelpunkt dendrochronologisch auf die Jahre 1159 1141 v. Chr. datiert wird. Der prähistorische Siedlungshügel von Kastanas in Makedonien (Nordgriechenland) bietet aufgrund der multidisziplinären Untersuchungen mit zeitlich hoch aufgelösten Ergebnissen ein besonders geeignetes Fallbeispiel für die diachrone Untersuchung des Kulturwandels und der Subsistenzwirtschaft am Ende der ägäischen Bronzezeit (SH III B / SH III C) im Hinblick auf das Klima. In den Schichten 15–14 a (SH III B / SH III C Früh) von Kastanas lässt sich anhand der archäobotanischen und archäozoologischen Ergebnisse ein Niedergang der Subsistenzwirtschaft herausstellen. Am Kulminationspunkt der Ernährungskrise am Übergang von SH III C Früh zu SH III C Entwickelt (Schichten 14 a–13, ca. 1160–1140 v. Chr.) ist in der Ansiedlung ein Kulturbruch fassbar, der mit der Einwanderung und Niederlassung einer Bevölkerung donauländischer Herkunft in Verbindung gebracht werden kann. Der spätbronzezeitliche Kulturgang in Kastanas zeigt deutliche Indikatoren eines komplexen Krisenszenarios, wie es im Hinblick auf die kontemporäre Klimaentwicklung durchaus zu erwarten wäre.

Zitationsvorschlag
Falkenstein 2013: F. Falkenstein, Kulturwandel und Klima im 13./12. Jahrhundert v. Chr. – Das Beispiel Kastanas in Nordgriechenland. Offa 69, 2013, 505–526. DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2012.A37.

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