Julian Laabs

Ein Beitrag zur sozioökonomischen Differenzierung Aunjetitzer Bestattungssitten auf regionaler und überregionaler Ebene

Published: Dezember 31, 2014 | DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2010.A4

Julian Laabs
Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität, D-24118 Kiel

Abstract

Die Zielsetzung dieses Beitrages war es herauszufinden, ob Reichtumsunterschiede der Regionen der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur auf Basis der Bestattungssitten nachvollzogen und dargestellt werden können. Unter Zuhilfenahme der Indexmethode gelang es, eine nachvollziehbare Rangfolge der aufgenommenen Gräber herauszuarbeiten. Durch eine Kategorisierung größerer zusammenhängender Wertebereiche eines überregionalen Grabindex (GI_1) war es möglich, eine „Reichtumshierarchie“ der Aunjetitzer Kultur zu formulieren. Dabei stellt sich die Region Mahren und Niederosterreich als reichste dar, darauf folgen Böhmen, Südwestpolen, die Südwestslowakei und als „ärmste“ Region ist das Mittelelbe Saale-Gebiet anzusehen. Basierend auf weiteren Betrachtungen kann diese Ordnung durch die wirtschaftsgeographische Lage und die sozialen Strukturen der jeweiligen Region nachvollzogen werden. Anhand der Bildung eines regionalen Grabindex (GI_2) konnten zudem intraregionale Unterschiede erfasst werden, die sowohl für die einzelnen Gräberfelder als auch für die jeweils betrachtete Region Hinweise darauf lieferten, ob es sich um flache oder starke Hierarchien handelte. So konnte festgestellt werden, dass die südlichen Regionen, Mahren und Niederosterreich, die Westslowakei und Böhmen, flache Hierarchien besaßen, in denen der Reichtum einer größeren Gruppe zugänglich war. Im Mittelelbe- Saale-Gebiet und in Südwestpolen herrschten hingegen starke Hierarchien mit wenigen reichen Personen vor. Zudem zeigt die Untersuchung des GI_2 innerhalb der Altersgruppen, dass von einer Gesellschaft auszugehen ist, die den Toten aktiv erworbenes Prestige durch die Beigabensitte attestiert. Statuszuschreibungen im Sinne einer Vergabe aufgrund der Familienzugehörigkeit oder Ähnliches sind in den Grabbeigaben vermutlich nicht vorhanden oder schwach ausgeprägt. Abschließend bleibt zu sagen, dass die Indexmethode je nach Anwendung und Setzen der einzelnen Parameter dazu genutzt werden kann, Tendenzen der Stratifizierung sozialer Strukturen und von Reichtumsunterschieden auf Grundlage der Bestattungssitten darzustellen. Ergänzend sollten Betrachtungen zu Ausstattungskombinationen angestellt werden. Die Einbeziehung von Analysen zur Siedlungsstruktur und zur Deponierungssitte einer Gesellschaft bei großräumigeren Untersuchungen ist eine Möglichkeit, ein genaueres Bild zu zeichnen, das die Ergebnisse der Gräberanalysen stutzen oder relativieren kann.

Zitationsvorschlag
Laabs 2014: J. Laabs, Ein Beitrag zur sozioökonomischen Differenzierung Aunjetitzer Bestattungssitten auf regionaler und überregionaler Ebene. Offa 67, 2014, 79–128. DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2010.A4.

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