Jens Ulriksen

A Völva’s Grave at Roskilde, Denmark?

Published: Dezember 31, 2018 | DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2018.A7

Jens Ulriksen
Museum Southeast Denmark, Sankt Peders Kirkeplads 14, DK-4700 Næstved, Denmark

Abstract

In einer Zeit, in der vermehrt ein Schwerpunkt auf der gemeinsamen Betrachtung von nordischer Mythologie, Kosmologie und Archäologie liegt, ist das wikingerzeitliche Grab von Trekroner-Grydehøj in der Nähe von Roskilde, Dänemark, ausgegraben worden. Das Körpergrab A505 zeigt eine rituelle Ausstattung, unter anderem enthielt es zwei Frauen, die Hälfte des Skeletts eines Mannes, einen Hengst, einen in zwei Hälften zerlegten Hund, den Fötus eines Schafes, einen kleinen aufrecht stehenden Stein und große Steinblöcke – alles bedeckt mit einem Steinmantel aus Granit, Flint und Kreide. Doppelgräber werden häufig als Bestattung von Herrin/Herr und Sklavin/Sklave angesehen, wobei die/der Bedienstete getötet wurde, um Herrin/Herr in das Jenseits zu begleiten. Es wird allerdings auch vermutet, dass in einigen Gräbern mit mehr als einem Individuum eine völva – eine Seherin und Zauberin – bestattet wurde, um die/den Toten in das Jenseits zu begleiten. Die Identifizierung als völva beruht auf einem stabähnlichen Objekt aus Eisen. Ein derartiges Stück fand sich auch in Grab A505: Die Spitze wird als Teil eines Zauberstabs angesehen und identifiziert somit die Bestattete als völva. Auch der alte Hengst, bei dem sich kein Reitoder Fahrzubehör fand, weist in spirituelle Richtung: Er könnte die Aufgabe gehabt haben, die Seele der Verstorbenen in das Jenseits zu bringen. Die Behandlung des Körpers der Toten ist ebenfalls außergewöhnlich. Ihr Kopf ist offenbar nach dem Tod vom Körper abgetrennt und bewusst auf dem Foramen magnum abgesetzt worden. Sowohl altnordische Texte als auch archäologische Befunde liefern einige Beispiele für Exekutionen durch Enthauptung oder die Verlagerung des Kopfes eines Bestatteten bei einer erneuten Graböffnung. Letzteres erfolgte vermutlich, um zu verhindern, dass Tote die Lebenden heimsuchen. Der Grund könnte in ihrer Stellung als Ausführende des seiðr sein. Vermutlich führte dies wiederum dazu, dass große Felsblöcke und Steine auf den Verstorbenen platziert wurden, um böswillige Seelen oder den bösen Geist nicht aus dem Grab entkommen zu lassen. Verglichen mit den beschriebenen Gräbern von völvas in Skandinavien lässt das stabähnliche Objekt in Grab A505 und der weitere Inhalt sowie die Behandlung der Bestatteten von Trekroner-Grydehøj vermuten, dass hier das Grab einer völva vorliegt.

Zitationsvorschlag
Ulriksen 2018: J. Ulriksen, A Völva’s Grave at Roskilde, Denmark?. Offa 71, 2018, 229–240. DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2018.A7.

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