Ina-Isabelle Schmütz

Grube-Rosenfelde LA 83, Kreis Ostholstein: ein Funktionsplatz der akeramischen Ertebølle-Kultur in Schleswig-Holstein

Published: September 16, 2022 | DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2018.A1

Ina-Isabelle Schmütz
Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität, D-24098 Kiel

Abstract

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Ergebnisse aus den insgesamt über 160 m2 umfassenden Grabungsflächen von Grube-Rosenfelde LA 83 vorzulegen und zu interpretieren, die in den Jahren 2001 und 2003 unter der Leitung von Sönke Hartz, Archäologisches Landesmuseum, Schleswig, untersucht wurden. Die Erhaltungsbedingungen für organisches Material am Fundplatz Rosenfelde sind als gut zu bezeichnen. Zu den Funden gehören neben Steinartefakten auch Tierknochen, Hölzer und botanische Reste. Hinsichtlich des Steinmaterials konnte ein kleines Werkzeugspektrum bestehend aus mehreren Kernbeilen, Bohrern, querschneidigen Pfeilspitzen, endretuschierten und kantenparallelen Klingen sowie entsprechende Klingenkerne nachgewiesen werden. Keramik und flächenretuschierte Scheibenbeile fanden sich nicht. Die Menge der Fischknochen und auch die Artenvielfalt im Vergleich zu spät-ertebøllezeitlichen Fundplätzen wie Neustadt LA 156, Grube-Rosenhof LA 58 oder Timmendorf-Nordmole ist gering. Fischfang wird ebenfalls durch Holzfunde wie Paddel, Reusen und Aalstechersprossen belegt, sie sind Anzeichen für eine intensive und spezialisierte Nutzung des marinen Nahrungsangebotes. Die Funde von gebrannten Haselnussschalen, bearbeiteten Hölzern und Säugetierknochen belegen zusätzlich die Nutzung des Umlandes als Jagd- und Sammelreviere und zur Beschaffung von Rohmaterial. Die Knochen mit Arbeitsspuren deuten auf das Zerlegen der Tiere, das Auslösen des Fleisches und auf die Gewinnung von Knochenmark hin. Von Bedeutung ist, dass außer Hunden keine domestizierten Tierarten nachgewiesen werden konnten. Insgesamt ist im Vergleich mit anderen ertebøllezeitlichen Fundplätzen das Tierartenspektrum verhältnismäßig klein. Es wird dominiert von Ur, Rothirsch und Wildschwein, deren Knochen zum Teil im Verbund liegen. Knochen größerer Seesäuger sind selten, sie scheinen also nicht oder nur ausnahmsweise gejagt worden zu sein. Festzuhalten ist, dass alle Befunde und Funde auf die besondere Funktion des Fundplatzes hinweisen, der als spezialisierte Fangstation bezeichnet werden kann. Mit Grube-Rosenfelde LA 83 liegt nicht nur der erste ausgegrabene akeramische Küstenplatz der Ertebølle-Kultur in Schleswig-Holstein vor, sondern auch eine Siedlung, deren Befund- und Fundsituation eindeutige Hinweise auf spezielle Aktivitäten liefert.

Zitationsvorschlag
Schmütz 2022: I.-I. Schmütz, Grube-Rosenfelde LA 83, Kreis Ostholstein: ein Funktionsplatz der akeramischen Ertebølle-Kultur in Schleswig-Holstein. Offa 71, 2022, 5–56. DOI: https://doi.org/10.26016/offa.2018.A1.

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